Pressemitteilung-Detail
Fachhochschule Südwestfalen unterstützt das Projekt Klimaneutrale Landesverwaltung
Ein Interview mit der Nachhaltigkeitsbeauftragen Christine Schneider / Erste Zahlen liegen bereits vor
Das Land NRW arbeitet weiter an seinem Ziel Klimaneutralität in der öffentlichen Verwaltung und an Hochschulen. Dafür kooperiert die Landesregierung nun eng mit den öffentlich-rechtlichen Hochschulen des Landes: Alle 14 Universitäten und 16 Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in NRW werden künftig freiwillig am Berichtswesen der Klimaneutralen Landesverwaltung teilnehmen. Sie werden damit ihre Treibhausgas-Emissionen nach einheitlichen Standards bilanzieren und schaffen so eine transparente Grundlage für weitere Klimaschutzmaßnahmen. Die Fachhochschule Südwestfalen ist hier sogar schon einen großen Schritt weiter: Sie war eine von drei Pilothochschulen, die den allgemeinen Start erst ermöglicht hat. Im Gespräch erklärt die Nachhaltigkeitsbeauftrage Christine Schneider, welche Arbeit schon geleistet wurde und welche nun auf die Hochschule zukommt.
Frau Schneider, was hat die Fachhochschule Südwestfalen als Pilotpartner im vergangenen Jahr bereits geleistet?
Ziel der Pilotphase war es, das Erfassungstool und den Prozess auf die Besonderheiten der Hochschullandschaft anzupassen. Bisher wurden alle Anforderungen auf die Landeseinrichtungen angepasst, von denen die Hochschulen teilweise jedoch stark abweichen. Gemeinsam mit der Universität Münster und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf haben wir Ende 2022 intensiv damit begonnen, den gesamten Erfassungsprozess auf Herz und Nieren zu testen. Da das Referenzjahr für die Klimaneutrale Landesverwaltung 2019 ist, haben wir Anfang des vergangenen Jahres angefangen, die erforderlichen Daten für das Jahr zu erheben. Nachdem die Datenerfassung und -eintragung Ende März beendet war, startete der ausführliche Feedbackprozess, der bis heute andauert. Neben der Anpassung des Tools an sich, wird bspw. auch das Berichtsformat an die Bedürfnisse der Hochschulen angepasst.
Was steckt genau hinter dem Berichtswesen der Klimaneutralen Landesverwaltung? Welche Daten werden erhoben?
Hinter dem Berichtswesen der Klimaneutralen Landesverwaltung steckt insbesondere die Erfassung von Daten, mit Hilfe derer eine Treibhausgasbilanz erstellt werden kann. Zusätzlich dazu werden weitere Daten zur Infrastruktur der Hochschulliegenschaften und zu CO2-senkenden Maßnahmen erfasst. In Bezug auf die auf die Erstellung der Bilanz heißt das konkret, dass in drei Bereichen Daten erhoben werden: dem Gebäudesektor, dem Fuhrpark und der Dienstreisen.
Im Sektor Gebäude werden die Verbräuche von Strom, Erdgas, Fernwärme sowie Heizöl erfasst. Außerdem werden Verluste von Kühlmitteln abgebildet. Bei den Fuhrparkdaten werden die gefahrenen Kilometer ermittelt, aber auch die Landmaschinen der Agrarwirtschaft werden über die Menge an verbrauchtem Diesel berücksichtigt. Bei den Dienstreisen werden die Bahn- und Flugverbindungen erfasst sowie die Wege, die mit privaten PWKs zurückgelegt wurden.
Welche Arbeit kommt nun genau auf Sie zu und wen nehmen Sie dabei mit ins Boot?
Dadurch, dass wir die Datenerfassung für 2019 und den dafür erforderlichen Grunddatensatz unserer Infrastruktur bereits im System eingepflegt haben, besteht bereits ein Fundament, auf dem sich für die kommenden Jahre aufbauen lässt. Aktuell erfassen wir die Daten noch sehr weit rückwirkend, in den kommenden Monaten soll dieser Rückstand jedoch nach und nach aufgeholt werden. Das heißt konkret, dass im Herbst die Datenerhebung für die Jahre 2020 und 2021 und die damit verbundene Übertragung in das Erfassungstool erfolgen muss. Im Frühjahr 2025 geht es dann mit den Daten für 2022 und ggf. auch 2023 weiter.
Für die Datenerhebung bin ich auf eine enge Zusammenarbeit mit der Verwaltung, aber auch den Fachbereichen angewiesen. Das Personaldezernat liefert sehr viele Daten, insbesondere Dienstreise- und Fuhrparkdaten. Das Gebäudedezernat übermittelt mir die Energieverbräuche und Kältemittelverluste, die Fachbereiche ihre jeweiligen Fuhrparkdaten. Meine Aufgabe ist neben der Eingabe der Daten in das Tool vor allem die Koordination und Absprache mit den verschiedenen Ansprechpartner*innen in der Hochschule. Für die Erfassung für die 2019er Daten waren insgesamt 25 Hochschulangehörige involviert.
Gibt es aus dieser Pilotphase schon erste Daten, die man kommunizieren kann?
Der Fokus im Pilotprojekt lag darauf, insbesondere den Prozess und das Tool zu testen. Die detaillierte Datenauswertung war dabei zweitranig. Dies geschieht erst, wenn auch die anderen 27 Hochschulen ihre Daten für das Jahr 2019 eingetragen haben und die Erhebung anschließend durch ein Audit verifiziert wurde.
Wir haben allerdings bereits erste Zahlen erhalten, die uns eine Größenordnung unserer CO2-Emissionen aufzeigt: Im Sektor Gebäude haben wir ca. 3600 t CO2 emittiert. Darunter fallen der Verbrauch an Erdgas, Heizöl, Fernwärme sowie Strom. Dazu lässt sich anmerken, dass wir im Jahr 2019 noch keinen Ökostrom bezogen haben. Der Wert wird somit in den Folgejahren deutlich geringer ausfallen, wenn die Emissionen aus dem Stromverbrauch rechnerisch wegfallen. In den anderen Bereichen liegen die Daten noch nicht validiert genug vor, um sie schon spruchreif zu nennen. Um die Werte ins Verhältnis zu setzen: In Deutschland verursacht jeder Mensch durchschnittlich 11,2 t CO2 pro Jahr.
Gibt es schon Erkenntnisse, welches Potenzial unsere Hochschule auf diesem Gebiet hat? Wie können die Hochschulangehörigen dazu beitragen, dieses Potenzial zu steigern?
Ich denke, dass jede Hochschule in NRW noch weit unter ihren Möglichkeiten bleibt. Jeder und jede kann durch bewusstes, reflektiertes Verhalten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die Büroräume müssen bspw. nicht weiter durchgeheizt werden, wenn wir im Homeoffice sind. Standby-Modi zu vermeiden ist ebenso sinnvoll wie die Medientechnik und das Licht beim Verlassen der Räumlichkeiten auszuschalten. Auch die Reflexion über die Notwendigkeit von Dienstreisen und die unsere Verkehrsmittelwahl, wenn denn möglich, haben einen Einfluss auf die Senkung unseres CO2-Fußabdruckes. Es ist wie bei so vielen Dingen. Wenn alle Menschen auch nur ein wenig achtsamer mit unseren Ressourcen umgehen würden, hat dies in Summe dennoch einen großen Effekt.