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Aktuelle Forschungs- und Transferprojekte

Agrawissenschaften

Effekte verschiedener Managementsysteme sowie Intensitäten der Bodenschadverdichtung auf futterbauliche Leistungen, Schadnagerbefall, klimaschädigende Emissionen und floristische Biodiversität

Kurztitel: Grünland/Boden/Klima/Bio+

Laufzeit: 01.07.2022-30.06.2025

Kurzbeschreibung

Nordrhein-Westfalen verfügt neben botanisch vielfältigen Grünlandflächen über Wiesen, Mähweiden und Weiden mit einem hohen Potential für die Erzeugung von Futterenergie und gentechnik-freiem Protein für die Milchkuhfütterung, welches jedoch in Praxis oft nicht annähernd ausgeschöpft wird. Das Projekt setzt sich zusammen aus drei Problemfeldern in der Grünlandbewirtschaftung:

1. Bodenschadverdichtung
2. Schadnager
3. Rückläufige Biodiversität



1. Bodenschadverdichtung führt nicht nur zu geringeren futterbaulichen Leistungen, sondern mutmaßlich auch zu einem veränderten Emissionsverhalten bezüglich klimaschädlicher N-haltiger Gase. Durch den verminderten Anteil an luftführenden Grob- und Mittelporen ist häufiger mit anaeroben, reduzierenden Verhältnissen zu rechnen. Insgesamt wird zudem in mancher Literatur bei Weidenutzung gegenüber der Schnittnutzung und Verfütterung der Grünlandaufwüchse im Stall ein höheres Potential klimaschädlicher Gase beigemessen. Ergebnisse aus systematischen Vergleichen unter definierten Nutzungsparametern im mehrfaktoriellen Freilandversuch und unter identischen Umweltbedingungen wurden bislang aber noch nicht vorgelegt. Durch die Nutzung des mehrjährig etablierten Versuchs (s.o.) können hier unterschiedliche Szenarien für die NH3 und N2O-Emissionen modelliert werden. Die Technologie für die NH3-Messung (Aeroqual-Sensoren) ist am Fachbereich Agrarwirtschaft bereits vorhanden. Die bewährten, getrennt nutzbaren Monitore mit Datalogger der Analysegeräte der NH3-Sensoren können seit neuestem auch mit NO2-Sensoren ausgestattet werden, die Rückschlüsse auf N2O-Ausgasung zulassen. Somit können besonders klimaschädliche Bodenzustände und Vornutzungen identifiziert werden.

2. In früheren Projektphasen konnte gezeigt werden, dass intensive Beweidung das Aufkommen von Schadnagern (z.B. Mäusearten) begrenzen kann. Insgesamt steht (außer dem Zählen und Zutreten von Mäusegängen und Beobachtung der nachträglichen Reaktivierung der Ausgänge) jedoch keine praktikable Methode zur Verfügung, um die Schadnagerdichte exakt beschreiben bzw. die Wirksamkeit von Bekämpfungsstrategien bewerten zu können. Nach dem Prinzip der Mäuseortung durch Greifvögel, für die UV-Strahlung anders als bei Menschen im sichtbaren Bereich der Strahlung liegt, soll eine am Fachbereich Agrarwirtschaft vorhandene Drohne mit Kameras im Hyperspektralbereich genutzt werden, um den Mäusebefall einzelner Versuchsparzellen auswertbar zu machen. Dabei wird per Bildauswertung der Anteil reflektierter UV-Strahlung genutzt, der durch den Urin der Schadnager deutlich und sichtbar erhöht wird. Auch das Ausmaß der Grünlandnarbenschäden kann mit der Überfliegung gemessen werden. Es ist davon auszugehen, dass Drohnen in naher Zukunft in Praxisbetrieben zunehmend eingesetzt werden. In diesem Teilprojekt kann eine wichtige Applikation von Drohnen bereitgestellt werden, die dazu beitragen soll, die Notwendigkeit von Bekämpfungsstrategien gegen Schadnager sowie den Erfolg von Maßnahmen anzuzeigen.

3. Zur Steigerung der Biodiversität kann Saatgut von Kräuterarten verwendet werden. Regiosaatgut von Grünlandblühpflanzen ist jedoch nur begrenzt erhältlich und deshalb kostenintensiv. In der Etablierungsphase sind die gesäten Arten gegenüber der etablierten Vegetation zudem meist wenig konkurrenzstark. Des Weiteren könnten vermehrte Überfahrten zur Nachsaat von Kräuterarten die Bodenverdichtung erhöhen. Am FB Agrarwirtschaft der FH SWF wurde bereits anhand von Zwischenfruchtmischungen gezeigt, dass die Drohnensaat erfolgreich praktizierbar ist. Die Arbeitszeit, der Energieverbrauch und die Drucklasten können dadurch im Vergleich zu einer konventionellen Sämaschine erheblich reduziert werden. Mithilfe der Spezialkameras ist es wahrscheinlich möglich, Bestandslücken im Grünland auszumachen, und die Aussaat des teuren Saatguts auf diese Bereiche zu beschränken. Dadurch ist die Etablierungswahrscheinlichkeit der in der Regel wenig kampfstarken Arten deutlich erhöht. Die Dienstleistung zur Erreichung einer höheren floristischen Diversität im Grünland könnte somit deutlich günstiger angeboten werden.

Leitung / Kontakt

Prof. Dr. agr. Harald Laser

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Msc. agr. Marc Wolf

Ausführende Stelle

Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft, Standort Soest

Drittmittelgeber / Förderung

NRW Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz