Kurztitel: RegioRind NRW
Laufzeit: 01.09.2024 - 31.08.2028
In vielen Milchviehbetrieben wird ein Teil der Herde systematisch mit Fleischrassen besamt, um Kreuzungskälber für die Rindermast zu erzeugen ("Beet on Dairy (BoD)"). Grund dafür sind die besseren Absatzmöglichkeiten und Erlöse der Kreuzungskälber gegenüber den reinrassigen Kälbern der Milchrasse Holstein. Für die BoD-Belegungen werden in der Regel Kühe ausgewählt, deren weibliche Nachzucht nicht für die eigene Bestandsergänzung vorqesehen ist. Etwa 2/3 der BoD-Besamungen entfallen auf die Rasse Weißblaue Belgier (WBB). Diese Kreuzungskälber bringen zurzeit die höchsten Erlöse. Ein wichtiges Kriterium für die Preisbildung ist die Erkennbarkeit der Vaterrasse, die aufgrund ihrer Fellfärbung bei Kreuzungskälbern aus Holstein x WBB leicht erkennbar ist. Anhand der Besamungszahlen der RUW ist erstmalig ein Rückgang der WBB-Besamungen erkennbar. Ein Grund dafür ist das höhere Risiko für schwere Geburtsverläufe in der WBB-Anpaarung. Schwergeburten verringern die Lebensfähigkeit der Kälber, verursachen Verletzungen, reduzieren die nachfolgende Reproduktionsfähigkeit der Kühe und erhöhen die Arbeitsbelastung sowie Behandlungskosten. Auswertungen des vit Verden zeigen, dass der Anteil von „schweren" Kalbeverläufen bei Anpaarungen von WBB auf Holsteinkühe höher (4,8 %) liegen als bei Anpaarungen mit der Rasse Holstein (1,6 %). Auch die Abgangsrate der Mütter von WBB-Kreuzungskälbern liegt in der nachfolgenden Laktation (36, 1 %) über der von Müttern mit Holsteinkälbern (30,4 %). Alternative Rassen werden aufgrund der Erlössituation nur geringfügig eingesetzt. Neben der Erkennbarkeit der Vaterrasse ist die geringe Anzahl gleichaltriger Kreuzungskälber je Vaterrasse problematisch, da keine einheitlichen Mastgruppen gebildet werden können. Einige Bullenmäster aus NRW stallen vorwiegend WBB-Kreuzungen oder reinrassige Fleckviehtiere aus Süddeutschland auf. Reinrassige HolsteinBullenkälber werden hauptsächlich in Kälbermastbetriebe außerhalb NRW's verkauft. Viele Landwirte suchen inzwischen nach alternativen Fleischrassekreuzungen.
Das Projekt verfolgt drei übergeordnete Ziele: Die Schaffung einer Datengrundlage zu alternativen Kreuzungsanpaarungen, die Reduktion von Transporten durch Regionalität und die Etablierung von Partnerschaften im Bereich der Mast von Kreuzungstieren. Alternative Fleischrassen für die Kreuzungsanpaarung in Milchviehbetrieben sollen getestet, die Eignung der Tiere für die Bullenmast geprüft und anhand wissenschaftlich fundierter Datenauswertungen die Potentiale der Rassen aufgezeigt und verbreitet werden. Mit der Erzeugung gut mastfähiger Kälber für die Bullenmast in NRW, werden Transporte von reinrassigen Fleckviehkälbern aus dem Süden vermieden. Dies würde dem Tierwohl und dem Klimaschutz zugutekommen. Das Projekt soll die beteiligten Akteure entlang der Wertschöpfungskette in NRW vernetzen und eine nachhaltige Umsetzung der Projektziele ermöglichen. Das Vorhaben beinhaltet einen eindeutigen Innovationscharakter, da Partnerschaften in dieser Form im Bereich Kreuzungskälbermast kaum bestehen. Auswertungen zu Geburtsverläufen, Gesundheits- und Schlachtdaten für Kreuzungskälber aus alternativen Fleischrassen wurden bisher nicht systematisch in einheitlichen Mastpartien erhoben.
- Förderverein Bioökonomieforschung e.V. & Fachhochschule Südwestfalen
- Fachhochschule Südwestfalen, Fachbereich Agrarwirtschaft, Soest
- Förderverein Bioökonomieforschung e.V.
- Rinder-Union West eG
- WESTFLEISCH SCE
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen