Aktuelle Forschungs- und Transferprojekte
Forschungsprojekt Stabilisierung der Kälbergesundheit
Titel | Etablierung praxistauglicher Verfahren zur Stabilisierung der Kälbergesundheit ab der Geburt zur Verringerung der Kälbersterblichkeit und des Antibiotikaeinsatzes |
Kurzbeschreibung | Die Kälbersterblichkeitsrate liegt in Deutschland je nach Studie bzw. Datenquelle bei 10-15% auf einem vermeidbar hohen und wenig tolerablen Niveau. Dabei sind von der hohen Sterblichkeit besonders die Bullenkälber der milchbetonten Rinderrassen betroffen. Aufgrund der geringen Wertschätzung der Kälber durch eine allgemein unterstellte, geringere Mastleistung dieser Kälber gegenüber Fleisch- oder Kreuzungstieren, lassen sich aus Sicht der Tierhaltenden die Produktionskosten mit der alleinigen Betrachtung des Erlöses eines 14 Tage alten Bullenkalbes aus einer milchbetonten Genetik nicht decken. Nicht berücksichtigt werden in diesen vereinfachten Kalkulationen der Tierhaltenden die möglichen Gewinne die erst mit einer erneuten Kalbung des Muttertieres erzielt werden können. Als Folge dieser Kalkulation wird die Geburt eines Bullenkalbes daher in vielen Betrieben als Verlustgeschäft angesehen und somit werden diese Tiere zum Teil nicht rechtzeitig und/oder nicht adäquat mit Kolostrum in ausreichender Qualität versorgt. Zudem werden diese Tiere (vorrangig männliche, aber auch überzählige weibliche Tiere, die z.B. nicht für die Zucht angedacht waren) im Alter von 14 Tagen verkauft und über Zusammenführung mit Kälbern anderer Herkünfte kommt es zum sog. Crowdingeffekt, der sich beim Kälbermäster bzw.in der Kälberaufzucht als Krankheitsgeschehen kurz nach Einstallung manifestiert und ggf. medikamentös behandelt werden muss. In Untersuchungen an der FH Südwestfalen (seit 2016) wurde der Zeitraum ab Trockenstellen der Muttertiere über die Geburtsphase und Erstversorgung bis zum Lebensalter Tag 14 genauestens analysiert und in der Folge in ausgewählten Betrieben mit den verantwortlichen Personen Verbesserungen in der Umsetzung vorgenommen. In der Summe wurde eine Kälbersterblichkeit in den ersten 14 bzw. 50 Lebenstagen unter 2% erzielt, in manchen Betrieben sogar 0%. Zudem stieg bei männlichen Kälbern die durchschnittliche Tageszunahme auf ca. 790 g (weibliche Tiere 640 g) in den ersten 14 Tagen und erreichte somit ein in der Landwirtschaft unbekanntes Leistungsniveau. Eine Honorierung dieser verbesserten Erstlebensphase findet weder am Markt noch in dem eigenen Betrieb statt, würde aber nach Einschätzung von Kälbermästern bzw. –aufzüchtern zu einer verbesserten Leistung in der Mast- bzw. Aufzuchtphase und ggf. zu deutlich geringeren Krankheitseinbrüchen zu Mastbeginn führen. Erste wissenschaftliche Analysen decken diese Überlegungen, beinhalten aber noch nicht das umsetzbare hohe Leistungsniveau der Kälberfrühphase. Diese These soll in dem vorliegenden Projekt untersucht werden und zu einem besseren Blick der Verantwortlichen auf die Kälberfrühphase und dessen Bedeutung für den weiteren Nutzungsweg erzielen. Zu diesem Ziel sollen bei einem Kälbermäster mit Direktbezug der Kälber aus bekannten milchviehhaltenden Betrieben und bereits etablierten Datenerfassungen der Tierleistungsdaten die Veränderungen bei der Kälberversorgung erfasst werden. Zudem sollen in den ca. 100 Milchviehbetrieben, von denen dieser Mäster seine Kälber bezieht, entsprechende Umstellungen vorgenommen und diese digital für alle neugeborenen Kälber erfasst werden. Hier ist die Zusammenarbeit mit dem LKV-Datensystem, insbesondere der frühzeitigen Erfassung der Kälbergesundheits- und -leistungsdaten über die Smartphone-App FokusMobil, vielversprechend. Ziel dieses Projektes ist die Umsetzung einer bestmöglichen Versorgung der neu geborenen Tiere in ausgewählten Lieferbetrieben und deren kontinuierliche Untersuchung inkl. Erfassung der möglichen Krankheitsverläufe und Leistungsdaten. Auf Basis der Projektergebnisse könnten erste Ableitungen für eine Verringerung des Krankheitsgeschehens und Antibiotikaeinsatzes sowie eine Honorierung einer guten Kälbergesundheit erarbeitet werden. Ein Transfer dieser Ergebnisse für die Zuchtseite in den Milchviehbetrieben ist ebenfalls Inhalt dieses Projektes. |
Projektleitung / Kontakt | Prof. Dr. Marc Boelhauve |
Mitarbeiter*innen |
Franka Hofmann Andreas Rienhoff Dr. Caroline Stähle Dr. Odile Hecker |
Ausführende Stelle | Fachbereich Agrarwirtschaft, Soest |
Drittmittelgeber / Förderung | Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV) des Landes Nordrhein-Westfalen |
Gepl. Projektzeitraum | 01.09.2021 - 31.12.2024 |