An der Hochschule spricht man nicht von Unterricht, sondern von Lehrveranstaltungen. Ein Modul oder Fach setzt sich meist aus verschiedenartigen Lehrveranstaltungen zusammen, die einander ergänzen. Die wichtigsten Veranstaltungsarten haben wir hier für Sie zusammengestellt:
Wir erklären die Hochschulwelt
Studiendauer
Die Hochschulen legen eine Regelstudienzeit fest, in welcher das Studium bei regulärem Verlauf abgeschlossen werden kann. Diese können und dürfen Studierende im Prinzip auch über- oder unterschreiten. Im Falle einer Überschreitung sollten Sie sich rechtzeitig über mögliche Folgen, zum Beispiel von Seiten der Hochschule oder für den Bezug von BAföG, informieren.
Übrigens: Ein Bachelor und ein konsekutiver Master haben in der Regel zusammen eine Regelstudienzeit von zehn Semestern, also fünf Jahren.
Module
Das Studium ist meist in thematischen Bausteinen, den Modulen, aufgebaut. Ein Modul kann sich über ein oder mehrere Semester erstrecken und wird als Ganzes benotet. Alle Module eines Studiengangs müssen erfolgreich abgelegt werden.
Pflichtmodule müssen von allen Studierenden eines Studiengangs absolviert werden. Wahlpflichtmodule, die aus einer Reihe von Angeboten gewählt werden, ermöglichen die individuelle Schwerpunktsetzung im Studium. Ergänzend können Studierende freiwillige Zusatzmodule absolvieren und diese auf dem Abschlusszeugnis dokumentieren lassen.
Studienbeginn
Die meisten Bachelor-Studiengänge können nur im Herbst (zum Wintersemester) begonnen werden. Im Frühjahr (also zum Sommersemester) ist das Studienangebot erheblich eingeschränkt. Informieren Sie sich also rechtzeitig an den Hochschulen über den nächstmöglichen Studienstart, die Bewerbungsfristen und den Ablauf der Bewerbung/Einschreibung (Link zur Seite in der HS-Welt).
Achtung: Oft bieten Hochschulen freiwillige Einführungstage und Vorbereitungs- oder Brückenkurse für Studienanfänger*innen an, die bereits vor der eigentlichen Vorlesungszeit beginnen. Wir empfehlen Ihnen, diese Angebote wahrzunehmen, um sich optimal vorzubereiten und erste Kontakte zu knüpfen.
Praxismodul/ Praxisphase
Viele Studiengänge sehen im Studienablauf ein oder mehrere verpflichtende Praxismodule (Praktika) in Unternehmen oder Institutionen vor. Manchmal sind diese nur auf einzelne Wochen oder Tage verteilt - meist findet ein Praxismodul jedoch in einem Block von mehreren Monaten statt. Daher wird es umgangssprachlich häufig als Praxissemester bezeichnet.
Lernen, lernen, lernen…
Die selbständige Vor- und Nachbereitung der Lehrveranstaltungen und die Prüfungsvorbereitung machen im Studium einen höheren Anteil am Gesamtaufwand aus als in der Schule.
Zwei Beispiele aus unserem Studiengang Automotive B.Eng.:
- Von 180 Stunden Zeitaufwand für Mathematik 1 entfallen 90 Stunden auf die Anwesenheit in Lehrveranstaltungen (sogenannte Kontaktzeit) und 90 Stunden auf das Selbststudium.
- Im Modul Fahrwerk 2 stehen einer Kontaktzeit von 60 Stunden 120 Stunden Selbststudium gegenüber.
Der angegebene Zeitaufwand des Selbststudiums ist ein Schätzwert; der tatsächliche Wert kann hiervon nach oben oder unten abweichen.
Übrigens: 25 bis 30 Stunden geschätzter Arbeitsaufwand (Anwesenheit + Selbststudium) ergeben einen ECTS-Punkt oder Credit Point (CP). Ein Bachelorabschluss hat in der Regel einen geschätzten Aufwand von 180 oder 210 CP. Wie viel Zeit Sie tatsächlich aufbringen müssen, ist jedoch natürlich höchst individuell.
Semester
An der Hochschule wird meist in Halbjahren, sogenannten Semestern, gelehrt und gelernt. Das Wintersemester (WS/WiSe) erstreckt sich vom Herbst bis ins Frühjahr, das Sommersemester (SS/SoSe) vom Frühjahr bis in den Herbst.
Vorlesungszeit und vorlesungsfreie Zeit
Das Semester ist immer unterteilt in Vorlesungszeit und vorlesungsfreie Zeit. Die vorlesungsfreie Zeit wird häufig auch als Semesterferien bezeichnet. Dieser Begriff ist jedoch irreführend: Es kann nämlich durchaus sein, dass Studierende auch während dieser Zeit teilweise mit ihrem Studium beschäftigt sind: zum Beispiel mit Prüfungsvorbereitung, dem Verfassen von Hausarbeiten oder dem Ableisten von Laborstunden.
Prüfungen
Prüfungszeiträume
Prüfungen werden an vielen Hochschulen während festgelegter Prüfungszeiträume abgenommen. Insbesondere an den Fachhochschulen gibt es oft einen Prüfungszeitraum direkt nach und vor den Vorlesungszeiträumen.
Semesterbegleitende Prüfungen
Es kann jedoch, gerade an Universitäten, auch vorkommen, dass die Prüfungen über die vorlesungsfreie Zeit verteilt sind.
Neben Klausuren oder mündlichen Prüfungen, die innerhalb der Prüfungszeiträume oder der vorlesungsfreien Zeit abgenommen werden, gibt es in vielen Studiengängen auch semesterbegleitende Prüfungen: zum Beispiel Protokolle, Hausarbeiten, Tests oder Referate.
Semester grafisch dargestellt
In diesem PDF finden Sie Grafiken, die den Ablauf eines Semesters an der Hochschule (FH oder Uni) verdeutlichen.
zum PDFAbschlussarbeit
In den meisten Studiengängen muss zum Abschluss des Studiums eine schriftliche wissenschaftliche Arbeit (z.B. die Bachelorarbeit, auch Bachelorthesis genannt) verfasst werden. Oft kommen dazu noch mündliche, manchmal auch schriftliche, Prüfungen. In der Regel müssen Sie sich einem Kolloquium stellen - einer Präsentation Ihrer Bachelorarbeit, bei der der Prüfungsausschuss Ihnen Fragen zu Ihrer Arbeit stellt.
Lehrveranstaltungen im Studium
Vorlesung
Hier präsentiert ein*e Lehrende*r den Lernstoff in Form eines Vortrags. Die Vorlesung soll vor allem Fakten oder Theorien vermitteln. Zwischendurch oder am Ende können in der Regel Fragen gestellt werden. Wenn es die Zahl der Studierenden erlaubt, werden Vorlesungen als seminaristischer Unterricht durchgeführt, der deutlich interaktiver ist.
Übung
Der in der Vorlesung präsentierte Lernstoff wird häufig in kleinerer Runde in einer sogenannten Übung angewendet, z.B. wird in einer Mathematikübung an konkreten Übungsaufgaben zur Mathematikvorlesung gearbeitet.
Tutorium
Das Tutorium ist eine oft freiwillige weitere Möglichkeit, Fragen zu klären und mehr Übung zu bekommen. Unterstützt werden die Studierenden dabei durch Studierende höherer Semester oder Lehrende.
Seminar
Hier werden Theorien, Texte und Sachverhalte diskutiert und der*die Lehrende moderiert und lenkt das Geschehen. Das Seminar dient der aktiven und kritischen Auseinandersetzung mit Theorien und Sachverhalten, aber auch der Beantwortung von Fragen. Da eine Seminarsitzung sich meist auf Lektüren oder Hausaufgaben bezieht, ist eine gründliche Vorbereitung zu Hause wichtig. Oft muss man in Seminaren auch begleitende Leistungen – zum Beispiel in Form von Referaten oder Protokollen – erbringen.
(Labor)Praktikum
Laborpraktika dienen der selbständigen Anwendung von Kenntnissen, die oft in Vorlesungen vermittelt werden. Die Studierenden arbeiten eigenständig an gestellten praktischen Aufgaben – so wird zum Beispiel in Laboren, an Rechnernetzen oder Programmen gearbeitet. Lehrende und manchmal auch studentische Hilfskräfte sind nur zur Unterstützung dabei. Das Praktikum als Lehrveranstaltung im wöchentlichen Stundenplan ist nicht zu verwechseln mit der Praxisphase in einem Unternehmen oder einer Einrichtung.