Pressemitteilung-Detail

Experte zum Thema Selbstüberschätzung zu Besuch
Sozialpsychologe David Dunning von der Universität Michigan spricht an der Fachhochschule Südwestfalen über den Dunning-Kruger-Effekt
Meschede/Michigan. Weniger kompetente Menschen neigen dazu, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. So lässt sich - sehr kurz - der sogenannte Dunning-Kruger-Effekt zusammenfassen. Ausführlicher diskutierte im November Namensgeber und Sozialpsychologe David Dunning den Effekt mit Lehrenden und Studierenden an der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede.
Dunning ist Professor für Psychologie an der Universität von Michigan, hat selbst an der Universität in Stanford promoviert. In gemeinsamen Studien mit seinem Kollegen Justin Kruger fand er heraus, dass es einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen eigenen Kompetenzen und der Fähigkeit zur Selbsteinschätzung gibt. Messbar seien beispielsweise schlechte Leistungen in Sprache, Mathematik oder auch im Erkennen von Humor. Menschen, die hier schlecht abschneiden, hätten generell weniger die Fähigkeit zu erkennen, dass sie sich verbessern müssten. Offensichtlich handelt es sich um ein Forschungsthema, welches auf großes Interesse stößt, zählte Dunning 2021 doch zu den zwei Prozent meist-zitierten Psychologen der Welt.
„Schon die alten Griechen lehrten uns, dass es das Wichtigste ist, uns selbst zu kennen“, erklärt Dunning. „Alles andere Wissen geht daraus hervor.“ Ihn beschäftigen folglich die Fragen: „Warum sind wir uns häufig selber fremd und verstehen nur teilweise, wer wir sind?“ Zum einen, um die Gründe und Varianten von Fehlern der Selbsteinschätzung zu verstehen und beurteilen zu können. Zum anderen, um insbesondere Ansätze zu entwickeln, Selbstüberschätzung zu vermindern. In diesem Sinne ging es im Workshop darum, wie man Menschen beibringen kann, ihre Leistungen zu verbessern, auch wenn sie den Bedarf dafür selbst nicht sehen.
Dunning kam auf Einladung von Prof. Dr. Thomas Schlösser nach Meschede. Die beiden haben sich bereits 2006 kennengelernt, David Dunning betreute gemeinsam mit Detlef Fetchenhauer von der Universität zu Köln seine Promotion zur Rolle von Emotionen bei Entscheidungen unter Risiko und Unsicherheit. Daraus entwickelte sich eine langjährige Kooperation dieses Teams, besonders zum Thema Vertrauen. „Wir besuchen uns regelmäßig“, so Schlösser, „so ist es eine stabile Zusammenarbeit geworden, aus der viele gemeinsame Veröffentlichungen hervorgegangen sind.“
Der Besuch in Meschede ist für Dunning die erste Reise nach Europa seit der Corona-Pandemie. Die Einladung von Thomas Schlösser hat er gerne angenommen, nicht nur aufgrund der langen Bekanntschaft und Zusammenarbeit. „Deutsche Akademiker sind sehr interaktiv“, findet der amerikanische Professor. „Möglicherweise lerne ich genauso viel oder mehr als die Teilnehmer im Workshop, denn die Diskussion hier ist sehr lebhaft und faszinierend.“