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Pressemitteilung-Detail

FH Gebäude
08.04.2025

„SafeSip“ soll das Feiern sicherer machen

Keine Chance für K.-o.-Tropfen – FH-Studierende entwickeln Trinkbecher

Soest. Wie der „Weiße Ring e.V.“, Hilfsorganisation für Betroffene von Kriminalität in Deutschland, auf seiner Homepage schreibt, gibt es keine verlässliche Statistik darüber, wie viele Menschen jedes Jahr so genannte K.-o.-Tropfen, das sind schnell sedierend wirkende Substanzen, aufnehmen. Die Stoffe sind geschmacks- und geruchsneutral. Heimlich in ein Getränk gemischt, bemerken viele Betroffene nicht oder zu spät, dass sie Opfer einer Betäubung geworden sind – mit teils dramatischen Folgen. Studierende der Fachhochschule Südwestfalen haben einen Becher entwickelt, der die unbemerkte Aufnahme von K.-o.-Tropfen verhindern soll.

Nach § 224 des Strafgesetzbuchs (StGB) ist das Betäuben mit K.-o.-Tropfen eine gefährliche Körperverletzung. Die Täter*innen werden jedoch nur in seltenen Fällen gefasst. Viele Fälle kommen nicht zur Anzeige, da die Betäubung unbemerkt bleibt oder die Stoffe in Blut oder Urin nicht mehr nachgewiesen werden können. Die Tropfen wirken sehr schnell, Betroffene sind hilf-, wehr- und später erinnerungslos und daher potenziell gefährdet, Opfer von sexueller Gewalt oder Diebstahl zu werden (Quelle: Polizei NRW).

Das ungute Gefühl feiert also mit, das empfinden auch Studierende im Studiengang Design- und Projektmanagement an der FH Südwestfalen so. Im Modul Angewandte Konstruktionstechnik bestand die Aufgabe darin, ein Produkt aus dem täglichen Bedarf zu entwickeln. Praktisch angewendet und weiterentwickelt werden sollten dabei erlernte Kenntnisse aus den Bereichen Konstruktion, Materialauswahl, technische Zeichnung, Prototypenbau und Teamarbeit. Die elf Studierenden waren sich schnell einig, dass sie eine praxistaugliche Lösung, die mehr Sicherheit beim Feiern verspricht, konzipieren wollen. Zu Beginn wurden 64 Clubbesucher*innen befragt. Demnach fühlen sich mehr als 80 Prozent zumindest manchmal aufgrund von bekannten Vorfällen in Bezug auf K.-o.-Tropfen unsicher. Mehr als 30 Prozent kennen jemandem aus dem näheren Umfeld oder waren selbst bereits betroffen, mehr als 14 Prozent sind sich nicht sicher, ob ihnen schon einmal unbemerkt „etwas ins Glas“ gemischt wurde. Eine zweite Umfrage richtete sich an Club- und Barbesitzer*innen. Ein Drittel der Befragten gab an, dass sich schon mehrmals Vorfälle im eigenen Club ereignet haben, die meisten haben aber bislang keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Entsprechend groß ist das Interesse an einem Produkt, das vor der Zufuhr von Betäubungsmitteln schützen kann.

Der „SafeSip“ ist ein Trinkbecher, der quasi auf dem Kopf steht. Der eindrehbare Boden ist mit einem Dichtungsring versehen, sodass keine Flüssigkeit entweichen kann. Aufgeschraubt wird der Deckel, ein befüllbares Gefäß, das bis auf zwei Aussparungen an der Oberseite geschlossen ist. Darin eingelassen ist ein Stopfen sowie eine Trinkvorrichtung mit integrierter Membran. Durch leichtes Ansaugen kann Flüssigkeit aufgenommen werden. Das geschlossene System verhindert, dass K.-o.-Tropfen unbemerkt ins Getränk gegeben werden können. Die Studierenden haben sogar Vorrichtungen eingebaut, die eine unsachgemäße Verwendung verhindern sollen. So ist der Deckel abgerundet, ohne den eingeschraubten Boden kann das Gefäß also nicht kippsicher abgestellt werden. Der Prototyp wurde im 3D-Druckzentrum der FH gefertigt. Im Rahmen des Design- und Marketingkonzepts hat sich das Team Gedanken zur Farbkomposition, zu Schriftart und Logo und zu Werbemaßnahmen gemacht. Die gelungene Abschlusspräsentation vor Prof. Dr. Jens Bechthold als Prüfer und Gästen des Fachbereichs hat die Gruppe ermutigt, über eine Gebrauchsmusteranmeldung nachzudenken.

Interessierte können sich den „SafeSip“ aus der Nähe anschauen. Das Exponat wird neben vielen anderen im Rahmen der dpm-Werkschau am Donnerstag, 10. April, ab 15 Uhr, in Gebäude 5, Lübecker Ring 2, zu sehen sein. Weitere Infos und das gesamte Programm der „Open Days“ auf dem Campus in Soest sind im Netz abrufbar unter www.fh-swf.de/cms/opendays.