Studium Flexibel: Aus zwei mach' vier
Die meisten Studierenden in den so genannten MINT- Fächern schaffen ihr Studium nicht in der Regelstudienzeit. Sie benötigen mehr Zeit. Sei es, weil der Lebensunterhalt durch Jobs gesichert werden muss, Prüfungen nicht im ersten Anlauf geschafft werden oder weil aufgrund unterschiedlicher schulischer Vorbildungen mehr Zeit für die Aufarbeitung von Wissensdefiziten in bestimmten Fächern benötigt wird. Auch psychische und körperliche Beeinträchtigungen können die Studienzeit verlängern. Gerade in den Ingenieurwissenschaften werfen zahlreiche Studierende schon kurz nach Studienbeginn das Handtuch und brechen ihr Studium ab.
Der Hagener Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik schafft hier Abhilfe durch ein neues Modell der Studienorganisation und der Begleitung während des Studiums. Innerhalb des Programms „Studium Flexibel“ werden die Studieninhalte der ersten beiden Semester auf vier Semester gestreckt. Es wird nach einem alternativen Studienverlaufsplan studiert. Dabei kann ganz individuell auf die Möglichkeiten jedes Einzelnen eingegangen werden. Zusätzlich werden die Studierenden, die an diesem Modell teilnehmen, durch Gespräche zur Klärung der persönlichen Studiensituation sowie durch Zusatztutorien in Mathematik und Physik oder Programmierung unterstützt. Für die Beratungsgespräche stehen Frau Katrin Nigge und Frau Bärbel Feldmann als zuständige Projektmitarbeiterinnen zur Verfügung. Die Zusatztutorien werden von speziell ausgebildeten Lehrkräften für besondere Aufgaben durchgeführt.
Ziel von Studium Flexibel
Mit „Studium Flexibel“ möchte der Fachbereich in seinen Studiengängen die Abbrecher- und Durchfallquoten sowie die durchschnittliche Studiendauer reduzieren und gleichzeitig das selbstverantwortliche Handeln der Studienanfänger fördern. Die Studierenden sollen dort abgeholt werden, wo sie stehen. Studierende aus unterschiedlichen sozialen Milieus sollen gefördert werden sowie Rücksicht auf die divergierenden Schul-, Ausbildungs- und Berufsbiografien genommen werden. Auch Studierende mit psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen sollen davon profitieren. Es wird somit eine Möglichkeit geschaffen, in der durchschnittlichen Studiendauer erfolgreich zu studieren.
Das Studienprogramm wird seit dem WS 2012/13 angeboten. Seitdem entscheiden sich jedes Jahr zahlreiche Studierende für das Programm. Die Teilnahme ist für die Studierenden durch einen Verpflichtungsvertrag verbindlich. Häufig werden auch die Eltern bei der Entscheidung für die Teilnahme mit einbezogen. Die bisherigen Rückmeldungen sind sehr positiv. „Ohne das „Studium Flexibel“ hätte ich mein Studium schon abgebrochen“ ist häufig zu hören. Die Studierenden haben nach eigener Aussage damit die dringend notwendige Zeit für die Aufarbeitung von Wissenslücken. Studium und Prüfungsvorbereitung werden planbarer und sie sind Mitglieder einer geschlossenen Gruppe, was eine leichtere Vernetzung und stärkere Anbindung an die Hochschule begünstigt.
Neben dem Studium Flexibel bietet der Fachbereich E&I ein Lernzentrum an. Hier erhalten Studierende die Möglichkeit zum gemeinsamen oder individuellen Lernen. Für alle Fragestellungen der Grundlagenmodule steht ein Ansprechpartner zur Verfügung. Besonders ermutigt werden sollen Studierende des 1. und 2. Semesters, um den schwierigen Übergang von der Schule zur Hochschule zu meistern. Natürlich haben auch Studierende höherer Semester die Möglichkeit, Fragen zu stellen und fachliche Sachverhalte zu diskutieren.