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FH-Storys

Vom Bäcker auf dem Weg zum Maschinenbauingenieur

Burak Turan ist mit seinem Maschinenbaustudium endlich angekommen

Von Anatolien nach Deutschland, vom Bäcker zum Maschinenbauingenieur. Burak Turans Lebenslauf ist bunt und sicherlich nicht stromlinienförmig. Aber er zeigt, dass alles möglich ist, zu jeder Zeit, wenn man seine Chancen ergreift.

Seine Kindheit verbringt Burak Turan in Avanos, eine Kleinstadt in Zentralanatolien, bekannt für ihr traditionsreiches Töpferhandwerk. Bis zum 16. Lebensjahr besucht er die dortige Realschule. Dann geht es nach Deutschland, nach Solingen. In der Förderklasse der dortigen Hauptschule steht jetzt erst einmal Deutschlernen auf dem Plan. Burak kniet sich rein und schafft den Abschluss. Weiter geht’s zum Technischen Berufskolleg in Solingen, wo er sich für den Metallbereich entscheidet und die Fachoberschulreife erhält.
Mit Lernen ist jetzt erst einmal Schluss. Der familieneigene Bäckereibetrieb ruft und Burak Turan arbeitet für die kommenden zwei Jahre als Bäcker. „Im Grunde war das gewissermaßen schon eine Vorstufe zu meinem jetzigen Studiengang“, lacht Burak, „denn die Teigverarbeitung hat auch mit Umformen zu tun."

Abschluss mit Bravour: IHK-Stipendium macht Qualifizierung zum Industriemeister möglich

2011, mittlerweile ist er verheiratet und hat eine Familie gegründet, gibt es wieder eine Kehrtwende in seinem Leben. „Mir wurde klar, dass ich ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung kaum Chancen auf Karriere habe. In der Bäckerei konnte ich mich nicht weiter entwickeln“, gibt er zu bedenken. Er spricht mit Beratern vom Arbeitsamt und schließt da an, wo er schon im Berufskolleg seinen Schwerpunkt gewählt hat. Bei einem Unternehmen im Velbert beginnt er ein Qualifizierungsjahr im Bereich Metall und ein Jahr später eine Ausbildung in Solingen als Zerspanungsmechaniker bei der Firma Forst Technologie GmbH & Co. KG, führender Hersteller von Räummaschinen und Räumwerkzeugen. Die Ausbildung schließt er mit Bravour ab. „Die IHK in Düsseldorf hat mich als Stipendiaten mit 8000 Euro gefördert, und mit diesem Geld habe ich dann meine Qualifizierung zum Industriemeister Metall finanziert“, berichtet Burak. Arbeit und Schule, eine harte Zeit. 2019 hat er seinen Meister in der Tasche und könnte sich eigentlich auf seinen Lorbeeren ausruhen. Er hat viel erreicht. Für Burak Turan ist es aber noch nicht genug.

Das Studium liegt ihm, und die Praxis macht besonders Spaß: Seit dem Wintersemester 2019/2020 studiert Burak Turan Fertigungstechnik. Als beruflich Qualifizierter steht ihm auch ohne Abitur ein Bachelorstudium offen.

Spaß am Tüfteln: Praxisnahe Aufgaben begeistern besonders

Zum Wintersemester 2019/20 schreibt er sich in den Studiengang Fertigungstechnik an der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn ein. Auch ohne Abitur, als Beruflich Qualifizierter, steht ihm ein Bachelorstudium offen. Finanziell stemmt er das Studium mit BAFöG Leistungen und auch sein Vater und seine berufstätige Frau sorgen dafür, dass die vierköpfige Familie nicht zu kurz kommt: „Vor allem meine Frau hat mich in dieser Zeit sehr unterstützt und mir den Rücken gestärkt."
Das Studium liegt ihm: „Ich bin neugierig und möchte immer weiter und das Lernen hier macht mir sehr viel Spaß“. Damit es auch in Mathe klappt, dafür sorgen die Mathelernzentren und auch die Vorkurse zu Studienbeginn. „Mir wurde hier viel geholfen, wenn ich es nicht beim ersten Mal verstanden hatte“, resümiert Burak. „Vor allem begeisterten mich die Module Ur- und Umformen bei Prof. Marré, da wir hier viele praxisnahe Aufgaben durchgeführt haben. Um diese Aufgaben zu lösen, mussten wir das Wissen aus bereits abgeschlossenen Modulen verwenden, z.B. die Simulation eines Gießprozesses."

Vorbild-Funktion: Erstes Familienmitglied mit Studienabschluss

Bei seinem alten Ausbildungsbetrieb in Solingen wird er in Kürze ein Praxissemester beginnen und auch seine Bachelorarbeit schreiben. Sein Studium wird er in Regelstudienzeit abschließen und mit guten Noten. Burak Turan freut sich: „Ich bin der erste in unserer Familie, der ein Studium abschließt und der lebende Beweis, dass man zu jeder Zeit neue Bildungsweichen stellen kann. Ich möchte aber auch ein Vorbild sein und zeigen, dass es geht." Nicht nur er selber, sondern die ganze Familie ist stolz auf seine Leistungen. Sein Neffe möchte jetzt auch Maschinenbau studieren.

Und wie geht’s weiter? Noch einen Masterabschluss dranhängen? „Erst einmal nicht“, meint Burak, „jetzt werde ich erstmal als Ingenieur arbeiten und alle meine Kenntnisse und Fertigkeiten, die ich in Ausbildung, als Facharbeiter und im Studium erworben habe bei einem Unternehmen gewinnbringend einsetzen."