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FH-Storys

Ein Lebenslauf wie kein Lebenslauf

Andy Weber von der Fachhochschule Südwestfalen schraubt an einer außerordentlichen Biografie

Diese Geschichte ist nicht ganz normal. Sie wird Schubladendenker zum Denken bringen und Roter-Faden-Freunde vielleicht verblüffen. Diese Geschichte zeigt nämlich, was gehen kann, wenn man aus Fehlern lernt, sich selbst findet und dabei trotzdem immer auf der Suche bleibt. Das hier ist die Geschichte von Andy Weber. Ein immer noch recht junger Mann, dessen Biografie sich liest wie eine Kriegserklärung an die Bilderbuchkarriere. Und die für die Zukunft nichts ausschließt. Gar nichts.

Flausen? Ja! Doof? Nein!

„Ich war ja nie doof, ich hatte einfach Flausen im Kopf“. Wenn Andreas Weber, den alle nur Andy rufen, über seinen Weg spricht, spricht er aus, was ihn ausmacht. Ein Bügeleisen hat sein Lebenslauf nie gesehen. Und wenn es um seine Jugend geht, dann kommt er an den Flausen schlicht nicht vorbei. Hauptschulanschluss. „Das klingt erstmal hart“, sagt Andy Weber, „aber er war mein Sprungbrett. Er hat mir klargemacht, jetzt muss ich was anpacken.“ Seine Freunde hatten ihn überholt, steuerten damals, 2002, zielsicher Richtung Abitur. Plötzlich entwickelte Andy das, was er bis dahin nicht hatte: Disziplin, Ehrgeiz. „Ich wollte mir beweisen, dass ich als Hauptschüler studieren kann“, sagt er. Diesmal hat Andy Weber den Startschuss gehört. Weil er ihn selbst abgefeuert hat. Es ist vielleicht der Start in ein neues Leben, ganz bestimmt aber der Start in einen neuen Bildungsweg.

Aufstieg ist noch untertrieben

Erstmal macht er den Realschulabschluss, danach beginnt er eine Ausbildung. Stuckateur. Abgeschlossen. In Hagen holt er sich sein Fachabi. Mit 20. Viel Zeit hat er also gar nicht verloren. Nach dem Zivildienst startet er sein Architektur-Studium an der FH Frankfurt. „Ich habe damals praktisch in der Hochschule gewohnt. Für mich gab es nichts Anderes. Das Studium hat mir alles bedeutet“, sagt er. Er bekommt ein Stipendium, schließt den Bachelor in Regelstudienzeit ab. Mit Auszeichnung. Schnell bekommt er Aufträge von Architekturbüros in Frankfurt und Darmstadt. Aber Andy Weber will weiter. Er startet in Stuttgart ins Architektur-Masterstudium, arbeitet dort parallel für ein Architekturbüro. Ein Semester verbringt er in Los Angeles. 2018 wird er Master of Arts in Architektur. Danach der Cut. Er schließt sich zwei Filmprojekten an. Und dann? Dann wird Andy Weber wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fachhochschule Südwestfalen.

Wo es grün ist, ist es blau. Die Wärmebildkamera zeigt eindeutig die kühlende Wirkung der Gebäudebegrünung.

Ein Mittel gegen den Klimawandel

Andy Weber arbeitet im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen – Energie und Gebäude an der Seite von Prof. Dr. Anne Wehmeier. Die erkennt den Vorwärtsdrang ihres neuen Mitarbeiters. Und fördert ihn. Seit Februar hat Andy Weber eine so genannte Qualifikationsstelle. „Das gibt ihm mehr Ressourcen, sein selbst entwickeltes Forschungsthema voranzubringen“, sagt Anne Wehmeier und verrät damit direkt: Andy Weber ist in der Forschung angekommen. Thema: Kühlung von Gebäuden durch Fassadenbegrünung. „Es geht darum, Innenstädte von Großstädten fit zu machen für den Klimawandel“, erklärt Anne Wehmeier. „Es wird immer wärmer in den Städten", ergänzt Andy Weber, „ich suche nach einem Mittel dagegen, das keine Energie verbraucht.“

Der grünste Kälteschutzschild der Welt

Dieses Mittel ist grün. Mit Pflanzen, die nicht an, sondern mit kleinem Abstand vor der Fassade wachsen, sollen Bestandsimmobilien runtergekühlt werden. „Das gelingt einerseits durch die Verschattung, anderseits aber auch durch die Verdunstungskälte“, erklärt Andy Weber. Erste Messungen an der Forschungsimmobilie in Stuttgart deuten überzeugende Ergebnisse an: „Hinter den Pflanzen ist es deutlich kühler. Es entsteht eine Art Kälteschutzschild“, verrät Weber, „weitere positive Effekte sind Feinstaubabsorbtion, Schalldämpfung und eine geringere CO2-Belastung“. Wie gut all das funktioniert, sollen weitere Studien zeigen. Dafür hat er sich ein echtes Schwergewicht mit an Bord geholt. Die TU München ist Projektpartner. „Ein solcher Partner ist eine Auszeichnung und zugleich wichtig für meine Promotion“, sagt Andy Weber.

Es kommt, wie es kommt!

Damit hat das nächste Ziel einen Namen. Andy Weber will promovieren. „Das ziehe ich durch“, sagt er. Das klingt nach viel, aber nicht mehr nach Flausen. Weitere Meilensteine sind eingeplant. Aber noch nicht geplant. „Es kommt, wie es kommt“, sagt Andy. Und schließt damit nichts aus. Gar nichts.

Wirtschaftsingenieurwesen - Energie und Gebäude B.Eng.

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