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FH-Storys

Goldenes Jubiläum für Maschinenbau-Ingenieure

Vor 50 Jahren nahmen Absolventen der heutigen FH SWF ihre Urkunden entgegen – Rückblick und Einblicke in moderne Labore zur Jubiläums-Tour

Das Studium zählt auch deshalb zur schönsten Zeit, weil sich hier Freundschaften fürs Leben ergeben. Vor 50 Jahren feierte ein Jahrgang Examen, damals noch an der staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen, verteilt über sechs Standorte quer durch die Stadt Soest. Acht ehemalige Studierende trafen sich jetzt am Campus Soest der Fachhochschule Südwestfalen, um Anekdoten aus der Studienzeit auszutauschen und sich zu informieren, welche Transformation der Fachbereich Maschinenbau-Automatisierungstechnik in den vergangenen Jahrzehnten vollzogen hat. Das Früher mit dem Heute vergleichen – spannend nicht nur für Alumnen, sondern auch für die gegenwärtige Generation an Maschinenbau-Studierenden.

Karrieren in Industrie oder Ausbildung und Lehre, dienstliche Auslandsreisen, Kulturrevolutionen in den Unternehmen und Werksschließungen – die Ingenieure aus dem Abschlussjahrgang 1974 blicken auf ein bewegtes Berufsleben zurück. „Ich bin sieben Mal verkauft worden“, resümierte Heinrich Varnholt. Heute kann der Soester mit einem verschmitzten Lächeln darüber erzählen, es ist ihm aber anzumerken, dass ein Berufsleben mit Hochs und Tiefs auch Spuren hinterlässt. Er hatte das Treffen auf Ehemaligenseite organisiert und ist der Fachhochschule bis heute verbunden.

Industrie und Hochschule vernetzen

So hat er die Vernetzung zwischen Industrie und Hochschule unterstützt und als Ingenieur in verschiedenen kooperierenden Unternehmen gut 60 Abschlussarbeiten von Studierenden betreut. „Beeindruckende Lebensgeschichten“, würdigte Prof. Dr. Andreas Brenke als Dekan des Fachbereichs Maschinenbau-Automatisierungstechnik die Leistungen der Jubilare anerkennend, die heute ihren Lebensmittelpunkt im Kreis Soest und im Raum Beckum haben. Er gab zum Einstieg einen Überblick in die Entwicklung der Hochschule, Studiengänge und Schwerpunkte des Fachbereichs und erklärte, wie sich die Anforderungen an den Lehrbetrieb und an die Studierenden verändert haben.

Das eigentliche Lernen geht nach dem Studium erst richtig los

„Das Beste, was ein Mensch tun kann, ist einem anderen Menschen zu helfen, mehr zu wissen“, mit diesem Zitat von Charlie Munger, US-amerikanischer Investor, sprach er einem der Jubilare aus der Seele. Die Lehre hat es Peter Dingerdissen angetan. So nahm er nach seinem Abschluss im Maschinenbau noch ein zweites Studium „Sportwissenschaft“ an der Ruhr-Universität in Bochum auf. 1980 startete er im mittleren Schuldienst an der Berufsschule in Beckum, heute Berufskolleg Beckum, im Schwerpunkt Zerspanungsmechanik. Später unterstützte er Nachwuchskräfte an der Fachschule für Maschinenbautechnik – ein Bildungsgang des Berufskollegs – auf ihrem Weg zur/zum Staatlich geprüften Techniker*in. „Das eigentliche Lernen geht ja nach dem Studium erst richtig los“, erinnert sich der Pensionär an die ersten Phasen der Einarbeitung im Beruf.

Der 3D-Druck weckte großes Interesse bei den Jubiliaren.

Die Führung ging durch die modernen Labore der FH Südwestfalen Die Führung ging durch die modernen Labore der FH Südwestfalen

Von der Vergangenheit in die Zukunft des Maschinenbaus

Auf einer Tour durch die Labore für Technische Physik, Produktionsmanagement, Werkstofftechnik, Energietechnik und Thermodynamik das 3D-Druckzentrum und die Bibliothek ließen sich die Gäste von Mitarbeitenden zeigen, was heute Wissenschaft, Lehre und Forschung an der FH ausmacht. Zwar liegt das Studium mehr als 50 Jahre zurück, einige Grundlagen haben aber nicht an Gültigkeit verloren, bemerkte Peter Dingerdissen: „Die Werkstofftechnik, das haben wir ja alles mitgemacht, die ist, bis auf die Digitalisierung der einzelnen Geräte und Verfahren im Grunde gleichgeblieben.“ Besonders gefreut habe er sich, das 3D-Druckzentrum der FH aus der Nähe betrachten zu dürfen: „Die 3D-Drucktechnologie gab es damals ja noch nicht. Das ist wirklich faszinierend, was mit der Technologie alles möglich ist. Und die Mitarbeiter*innen zeigen uns hier alle gängigen Verfahren, das ist wirklich ein sehr exklusiver Einblick in den Fortschritt und die Zukunft des Maschinenbaus!“

Rechenschieber statt Computer

Auch in die andere Richtung – im Rückblick – ist der Besuch der Jubilare aufschlussreich. Marina Reinert ist ausgebildete Werkstoffprüferin und arbeitet im Labor für Werkstofftechnik. Gleichzeitig studiert sie „off the job“ im Verbund Maschinenbau an der FH Dortmund. „Ich finde die Erzählungen von Ehemaligen immer sehr interessant. Die vielfältigen Karrierewege und Herausforderungen, denen sie begegnet sind, haben mich sehr beeindruckt und mit Blick auf meinen eigenen beruflichen Weg bestärkt. Es gibt Verfahren im Labor, die erkennen die Ehemaligen wieder, gleichzeitig staunen sie über den technologischen Fortschritt und bewundern neue Geräte. Das macht mich natürlich auch stolz. Aus heutiger Sicht ist es für mich kaum vorstellbar, ohne die Interstützung von Computern und digitalen Hilfsmitteln zu studieren. Während früher mit Rechenschieber, Stift und Lineal gearbeitet wurde, steht uns heute eine ganze Fülle an technischen Hilfsmitteln zur Verfügung. Hoffentlich bin ich in 50 Jahren auch noch so fit, um die Entwicklung der Fachhochschule verfolgen zu können!“

Studierende finden immer Ansprechpartner - das zeichnet die FH aus

Die Kombination aus Praxis und Studium in technischen Fächern hält Peter Dingerdissen für optimal: „Selbst, wenn heute vieles digital und rechnergestützt abläuft, muss ich doch wissen, wie die Grundlagen funktionieren. Ich komme ja auch über den zweiten Bildungsweg und habe im ersten Ausbildungsjahr erst einmal ein Jahr an der Werkbank gestanden und gefeilt. Das hat mir später, im Studium und im Beruf als Berufsschullehrer sehr geholfen.“ Technische Fächer wie Maschinenbau sind anspruchsvoll. Die Ansprüche zu senken, ist keine Option, so Dingerdissen. „Vielmehr müssen die Studierenden das Gefühl haben, hier bin ich richtig. Hier wird mir geholfen, wenn ich nicht weiterweiß, Professor*innen und Mitarbeitende sind ansprechbar. Das zeichnet die Fachhochschule aus und so ist das Studium auch machbar. Ich halte den Maschinenbau immer noch für eine der wichtigsten Branchen im Ingenieurwesen. Als studierte Fachkraft stehen die Jobchancen sehr gut.“

Lernen - ein Leben lang

Lernen ist ein lebenslanger Prozess. So rät der Ingenieur Studierenden, die sich jetzt durch Fächer wie technische Mechanik oder Strömungslehre arbeiten oder das Studium gerade abschließen: „Weiterbilden, nicht stehen bleiben, sich für Neues interessieren. Auch, wenn man im Job bereits Fuß gefasst hat, lohnt ein Blick über den Tellerrand immer!“